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Dr. Roland Grau - Praxis für Wunschkinder, Stuttgart

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1. Schwanger­schafts­drittel

Ersttrimester-Screening

Beim Ersttrimester-Screening (ETS) handelt es sich um ein nicht-invasives risikoloses Verfahren zur individuellen Risikoschätzung für das Vorliegen von Chromosomenstörungen (Trisomien 13, 18, 21) beim ungeborenen Kind. Bei der Risikokalkulation werden mütterliches Alter, von der Plazenta produziertes freies beta-HCG und PAPP-A im Blut der Schwangeren, die im Ultraschall gemessene Nackentransparenz (und ggf. weitere Ultraschallparameter, z.B. Nasenbein, Trikuspidalklappe) berücksichtigt. Die Nackentransparenz zeigt sich speziell um die 13 SSW als Ausdruck des Verhältnisses zwischen Flüssigkeitsproduktion des Lymphsystems und der Ausscheidungskapazität der kindlichen Nieren und kann bei verschiedenen Fehlbildungen und besonders genetischen Störungen vergrößert sein. Deshalb kann das ETS nur in der 12. + 14. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Ergibt sich ein niedriges Risiko (z.B. <1:2000), gilt das Testergebnis als unauffällig und es wird auf eine invasive Diagnostik durch Fruchtwasseruntersuchung oder Chorionzottenbiopsie verzichtet. Ergibt sich ein erhöhtes Risiko für Chromosomenstörungen (z.B. >1: 50), gilt das Testergebnis als auffällig mit einer Diagnosesicherheit von ca. 90% -97% (abhängig von Qualität und Umfang der durchgeführten Ultraschalluntersuchung). Ist das ETS auffällig erfolgt zur Chromosomenanalyse eine Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) oder Chorionzottenbiopsie (Plazentagewebeentnahme). Im Rahmen des ETS kann auch eine Risikoabschätzung hinsichtlich der Entwicklung einer Präeklampsie (‚Schwangerschaftsvergiftung‘) und Plazentafunktionsstörung mit dann kindlicher Wachstumsstörung erfolgen. Bei erhöhtem Risiko können vorbeugende Maßnahmen mit dem Ziel eines verbesserten Schwangerschaftsverlaufs und -ergebnisses ergriffen werden.

Nicht invasiver Pränataltest (NIPT)

Bei dem patentgeschützten Test auf zellfreie plazentare DNA im mütterlichen Blut, z.B. Harmony Test®, Panorama Test®, PraenaTest®, der seit 2012 in Deutschland angeboten wird, handelt es sich um eine Ergänzung der Möglichkeiten der nicht-invasiven Pränataldiagnostik hinsichtlich der häufigsten Chromosomenstörungen. Zur Durchführung des NIPT genügt eine einfache Venenblutentnahme. Eine vorbereitende Beratung entsprechend Gendiagnostikgesetz ist vorgeschrieben. Die Trisomien 13,18, und 21, sowie Fehlverteilung der Geschlechtschromosomen können mittels NIPT erfasst werden. Selten ergibt sich ein falsch auffälliger Befund oder die Auswertung der Blutprobe gelingt nicht. Die Erkennungsraten liegen speziell für die Trisomie 21 (Down-Syndrom) bei über 99%. Ein auffälliges Ergebnis im NIPT muss durch eine invasive Diagnostik (Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie) abgeklärt werden. Ultraschallauffälligkeiten können durch eine Vielzahl genetischer und nicht-genetischer Krankheiten bedingt sein, deren Abklärung durch den NIPT nicht umfassend möglich ist.

Chorionzottenbiopsie

Die Entnahme von Mutterkuchengewebe (Chorionzottenbiopsie) erfolgt mit Hilfe einer dünnen Nadel über die Bauchdecke oder durch den Gebärmutterhals unter ständiger Ultraschallkontrolle. Der Eingriff kann frühestens ab der 9., unter Berücksichtigung des Fehlgeburtsrisikos (höher bei cervikalem Zugang) besser ab der 12. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden und erlaubt eine Gewinnung von Plazentazellen. Da es bei der Zellteilung des menschlichen Embryos auch nach der Vereinigung der Keimzellen noch zu Chromosomenverteilungsfehlern kommen kann, sind sogenannte Mosaike zwischen Plazenta und Fetus möglich. Es kann also in etwa 1-2% der Fälle die Plazenta eine Verteilungsstörung der Chromosomen aufweisen, während diese beim Kind normal verteilt sind. Bei pathologischen Befunden wird deshalb vor einer Schwangerschaftsunterbrechung eine weitere Untersuchung mittels Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) empfohlen. Das Ergebnis der Chromosomenanalyse liegt nach 1–2 Tagen (Kurzzeitkultur) bzw. nach 8–10 Tagen (Langzeitkultur) vor. In speziellen Fällen können zusätzliche Untersuchungen bezüglich genetischer Erkrankungen wie z.B. Stoffwechselkrankheiten durchgeführt werden. Der Eingriff erfordert keine Narkose, jedoch wird eine körperliche Schonung über mehrere Tage dringend empfohlen. Das Fehlgeburtsrisiko der Chorionzottenbiopsie ist stark abhängig von der Erfahrung des Untersuchers, dem Zugang, der entnommenen Gewebemasse und der Schwangerschaftswoche, in der die Untersuchung durchgeführt wird und liegt im gewichteten Mittel bei 8,8 %. Daneben besteht ein Risiko für Deformationen an den Extremitäten durch die Chorionzottenbiopsie von 0,178%.

Amniozentese

Bei der Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese), die ab der 16. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden kann, werden ca. 8-10 ml Fruchtwasser mit einer sehr dünnen Nadel durch die Bauchdecke unter ständiger Ultraschallkontrolle aus der Fruchthöhle entnommen. Die Amniozentese erfordert keine Narkose. Jedoch einige Tage Schonung nach dem Eingriff. Aus dem Fruchtwasser werden Zellen für die Chromosomenanalyse angezüchtet und vermehrt. Das Ergebnis der Chromosomenanalyse liegt nach etwa 10-14 Tagen vor. Auf Wunsch kann im Labor zusätzlich zur Chromosomenanalyse ein Schnelltest (‚FISH-Test, PCR-Schnelltest’) durchgeführt werden, der nach ein bis zwei Tagen eine Aussage bezüglich der häufigsten Chromosomenstörungen (13, 18, 21) und der Geschlechtschromosomen ermöglicht. Weiterhin wird im Fruchtwasser eine Eiweißbestimmung (Alpha-Fetoprotein, AFP) durchgeführt. Erhöhte AFP-Werte können Hinweis auf Spaltbildungen der Wirbelsäule oder der Bauchwand sein. Nach genetischer Beratung können in speziellen Fällen zusätzliche Untersuchungen bezüglich genetischer Erkrankungen wie z.B. Stoffwechselkrankheiten durchgeführt werden. Selten finden sich unklare Befunde ergeben, die weiterer Abklärung bedürfen. Das Fehlgeburtsrisiko durch die Fruchtwasseruntersuchung ist untersucher-und situationsabhängig und beträgt 0,25-5,7 %. 1-2 Tage nach dem Eingriff sollte eine Kontrolluntersuchung einen Abgang von Fruchtwasser ausschließen.

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